Schriftförderung

Die Handschrift war schon immer ein leidiges Thema. “Ach, deine Schrift!“ Wie oft müssen manche Schüler diese Klage von Lehrern und auch von Eltern hören. Mit dem Wechsel zur weiterführenden Schule wird das Problem nicht kleiner. Längere Texte, Tafelbilder, Tabellen, Vokabellisten, eigenständige Notizen müssen jetzt geschrieben oder korrekt übertragen werden. Schüler mit einer problematischen Handschrift geraten oft unter Druck. „Wenn man schnell und gut schreiben könnte, würde Schule wahrscheinlich richtig Spaß machen,“ so beschreibt ein Schüler die Auswirkungen seines Handicaps. Weil die Handschrift als Handwerkszeug der Schule so wichtig ist und Schüler oft selbst keinen Ausweg aus ihrem Dilemma finden, steht an der Sophie-Scholl-Gesamtschule jetzt Schrifttraining auf dem Programm des 5. Jahrgangs. Betroffene Schüler erhalten aktive Hilfestellung bei der Verbesserung und effektiveren Gestaltung ihrer Schrift.

Anhand einer Schriftprobe, die auch das Schreibtempo misst, werden die Handschriften aller Fünftklässler unter die Lupe genommen. Ist das Schreibtempo noch extrem langsam oder so schnell, dass viele Buchstaben unleserlich werden? Geraten bestimmte Buchstaben immer wieder außer Kontrolle? Werden Buchstabenabstände eingehalten oder Verbindungen ineinandergedreht? Ist die Schrift an der Schreiblinie orientiert? Welche Schriftabläufe, welche Buchstaben müssen noch trainiert werden, um die Schrift leserlicher zu machen oder zu beschleunigen? „Keine Schrift ist wie die andere, und jede problematische Schrift hat andere Defizite“, sagt Maria-Anna Schulze Brüning, die die Schülerinnen und Schüler mit Schreibproblemen betreut. Darum führe die Aufforderung, doch bitte ordentlicher zu schreiben, meistens ins Leere und löse nur Frustration aus. Die Schüler würden gern besser schreiben, wüssten aber oft gar nicht, wo ihr Problem liege.

Ein- bis zweimal pro Woche werden deshalb zu Beginn des 5. Schuljahres Schülerinnen und Schüler mit Schreibproblemen in Kleingruppen individuell angeleitet, ihre Schrift Schritt für Schritt zu verändern. Dabei steht kein bestimmter Schrifttyp im Vordergrund. Während einige angeleitet werden, Buchstaben fließender zu schreiben oder ökonomisch zu verbinden, werden andere ermutigt, problematische Verbindungen wegzulassen oder teilweise auf Druckbuchstaben auszuweichen.

Wenn die Schüler sich zunächst nur auf einen Problembuchstaben oder eine Verbindung konzentrieren können und einen sichtbaren Erfolg sehen, sind sie motiviert, ihr Problem in Angriff zu nehmen und gewinnen sogar Freude am Schreiben – so die Erfahrungen an der Sophie-Scholl-Gesamtschule. Ein weiterer positiver Nebeneffekt besteht darin, dass die betroffenen Schüler sich mit ihrem Problem nicht allein fühlen und es nicht als persönlichen Makel empfinden, wenn sie über die Grundschulzeit hinaus noch zusätzliches Schrifttraining benötigen.

Aber nicht nur die Schrift der Schüler mit offensichtlichen Schreibproblemen erfordert Beachtung. Aus der Obhut der Grundschule entlassen nutzen viele ihre neue Freiheit und arbeiten nach der Devise: „Hauptsache, schnell fertig! Insbesondere Jungen zeigen diese Tendenz. Sie vernachlässigen ihre Schrift oder kehren zur Druckschrift zurück, die dann aber auch oft unleserlich ist. Deshalb durchlaufen alle Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs ein Schrifttraining mit dem Ziel, eine zügige Individualschrift zu entwickeln und zu automatisieren. Schrift darf keine Konzentration oder Anstrengung erfordern, sonst bleibt nicht genug Raum für das Eigentliche: die Inhalte. Sie muss einfach funktionieren wie ein gutes Werkzeug. Mit dem Schrifttraining möchte man an der Sophie-Scholl-Gesamtschule diese wichtige Grundvoraussetzung für erfolgreiches, motiviertes Lernen weiterentwickeln und festigen – mit großer Zustimmung von Schülern und Eltern.

Viele Schülerinnen und Schüler können ihr Schriftbild durch gezieltes Training sehr effektiv
verbessern, wie das folgende Beispiel zeigt:

Besser schreiben in einer neuen Lineatur


Unleserliche Handschriften sind meistens sehr unregelmäßig. Die Form, die Größe und der Abstand der Buchstaben variiert ständig. Außerdem sind viele Schriften für die Lineatur 4 noch viel zu groß. Wir haben deshalb eine neue Lineatur entwickelt und getestet, die der Schrift Halt gibt wie die Lineaturen 1 und 2, die aber so klein ist, dass die Buchstaben die richtige Größe für die Lineatur 4 erhalten. Bei fast allen Schülerinnen und Schülern verbessert sich die Gleichmäßigkeit der Schrift sofort.

Die folgenden Schriftproben zeigen einen ersten Schreibversuch in der neuen Lineatur:

Einige Presseartikel zu dem Thema:

Sauklaue

Schrift

Schriftprobleme